„Bildungsnotstand“ und ein prognostizierter Fachkräftemangel: Bereits in den 1960er Jahren stand das deutsche Bildungssystem in der Kritik. Der damalige stern-Chefredakteur Henri Nannen ließ es jedoch nicht bei journalistischen Schlagworten bewenden. Er startete eine gesellschaftlich breit angelegte Initiative, um den qualifizierten Nachwuchs an jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gezielt zu fördern. Unter dem Motto „Wir suchen die Forscher von morgen!“ rief Nannen am 19. Dezember 1965 im stern zur ersten Runde von Jugend forscht auf. Das Vorbild für den neuen naturwissenschaftlich-technischen Wettbewerb kam dabei aus den USA. Dort hatten „Science Fairs“ bereits eine lange Tradition: Bei den im Stil von Messen organisierten Wettbewerben stellten junge Menschen ihre Forschungsprojekte und Erfindungen neben einer fachkundigen Jury auch der Öffentlichkeit vor.

Mit Jugend forscht schuf Nannen einen Leuchtturm in der deutschen Bildungslandschaft. Dabei war er in hohem Maße vorausschauend und innovativ: Zum einen verwirklichte er die Konzepte der individuellen Förderung und des kreativen, forschenden Lernens, die bei Jugend forscht von Beginn an gelebte Praxis waren, lange bevor diese im Zuge der Pisa-Studien allgemein rezipiert wurden. Zum anderen war es Nannens zündende Idee, auf eine enge Verbindung von Schule und Wirtschaft zu setzen. Er gewann Unternehmen dafür, bundesweit die Wettbewerbe auszurichten und Preise zu stiften, während sich Lehrkräfte als Betreuer der Forschungsprojekte der jungen Forscher engagierten.

Heute, 50 Jahre nach Nannens Gründungsaufruf, ist Jugend forscht die größte und älteste Public-private-Partnership ihrer Art in Deutschland. Als Netzwerk vereint Jugend forscht eine Vielzahl von Partnern aus Schule, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien: 250 Unternehmen und Institutionen, darunter alle namhaften Wissenschaftsorganisationen sowie alle Kultusministerien und eine Reihe von Bundesministerien, fördern den Wettbewerb. Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Jugend forscht e. V. ist die Bundesbildungsministerin, Schirmherr der Bundespräsident. Mehr als 5 000 Lehrkräfte engagieren sich ehrenamtlich als Projektbetreuer und Wettbewerbsleiter. Über 3 000 Fach- und Hochschullehrer sowie Experten aus der Wirtschaft sind jedes Jahr als Juroren aktiv.

„Jugend forscht steht für eine einzigartige Erfolgsgeschichte“, sagt Dr. Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht e. V. „Seit fünf Jahrzehnten ist der Wettbewerb ein äußerst wirksames Instrument zur Förderung junger MINT-Talente“. Knapp eine Viertelmillion junge Forscher und Erfinder haben sich seit 1965 beteiligt. Neun von zehn erfolgreichen Teilnehmern studieren später ein MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Viele von ihnen machen anschließend in Forschung und Wissenschaft Karriere. „50 Jahre nach dem Gründungsaufruf steht fest, dass Jugend forscht das von Nannen formulierte Ziel erreicht hat“, so Baszio. „Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb findet und fördert die Fachkräfte, die wir hierzulande damals wie heute dringend benötigen. Auf diese Weise leistet Jugend forscht einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.“