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Mit Jugend forscht China erobern

Felix Adamczyk (30) ging 2008 bei Jugend forscht Bayern mit einem solarbetriebenen EKG-Gerät an den Start und erhielt beim Bundesfinale den fünften Preis im Fachgebiet Technik. Während seines Studiums an der ETH Zürich gründete er die Smart Home Technology GmbH, die hocheffiziente Funksysteme für das "Internet der Dinge" entwickelt. Dieses Jahr wurde sein Start-up mehrfach ausgezeichnet und kann sich über die Teilnahme am venture leaders China Programm freuen, bei dem Unternehmensgründungen ihr Potenzial auf dem chinesischen Markt ausloten. Für den Alumnus ein weiterer Schritt auf dem Weg zu seinem Ziel: die Entwicklung seines Unternehmens zum Marktführer für Zero-Standby-Power-Technologie.

Smart Home Technology ist ein Spin-off der <link https: www.ethz.ch _blank>ETH Zürich, das 2014 gegründet wurde. In der Anfangszeit entwarf das Startup Hardware und Software im Smart-Home-Bereich für den europäischen Massenmarkt. Diese Projekte sind heute im Online-Handel und in europäischen Baumärkten von Island bis zur Türkei erhältlich. Gleichzeitig stellte man fest, dass sich die aktuell erhältlichen <link https: de.wikipedia.org wiki internet_der_dinge _blank>IoT-Systeme, zu denen auch Smart-Home-Systeme zählen, nicht dazu eignen, flächendeckend und in einer grossen Zahl in allen Haushalten eingesetzt zu werden. Denn der benötigte Energieaufwand, um all diese Systeme betreiben zu können, wäre nicht nur gewaltig, sondern würde auch aktuellen umweltpolitischen Bestrebungen, unser aller Energiebedarf zu senken, entgegenlaufen. «Vor diesem Hintergrund machten wir uns an die Entwicklung hocheffizienter Funksysteme, die für Internet-of-Things-Lösungen gebraucht werden können», erklärt Felix Adamczyk.

«Eine dieser Technologien ist „Zero Standby Power“, die es ermöglicht, elektrische Geräte wie IoT-, aber auch Haushaltsgeräte am Stromnetz mit Zero-Standby-Verlusten zu betreiben. Geschäftskunden bieten wir mit dieser Technologie massgeschneiderte Lösungen an, um ihre Maschinen und Systeme in das «Internet-of-Things» zu katapultieren. Unter Zuhilfenahme von Datenanalysetechniken können so beispielsweise Ausfälle oder Wartungsarbeiten von Maschinen sehr effizient vorhergesagt werden.

Jugend forscht

Adamczyk hat bereits in jungen Jahren ein Interesse für Elektronik und stromrelevante Themen. «Ich bin in einem kleinen Ort in Bayern aufgewachsen. Schon als kleiner Junge habe ich meinem Vater bei Elektronikprojekten und allerlei Reparaturen über die Schulter geschaut und durfte auch schon früh selbst Hand anlegen.» Als Jugendlicher hörte er das erste Mal von «<link http: www.jugend-forscht.de _blank>Jugend forscht», dem Erfinder- und Jungforscherwettbewerb für Jugendliche, der in Deutschland sehr populär ist. «Das letzte und zugleich erfolgreichste Projekt, mit dem ich an diesem Wettbewerb teilnahm, war ein <link http: www.ethlife.ethz.ch archive_articles _blank>Solar-EKG, das ich zusammen mit einem Schulfreund entwickelt und gebaut hatte.

Dieses MedTech-Gerät, das für den Einsatz in Krisengebieten ohne reguläre Stromversorgung oder entsprechende Infrastruktur konzipiert war, brachte uns 2008 nicht nur einen Händedruck von Angela Merkel, sondern auch den Bundessieg im Bereich Technik», erläutert er stolz. Nach dem Abitur reiste er für ein paar Monate nach Tansania, um einerseits die Alltagstauglichkeit des Solar-EKGs zu testen und andererseits ein Medizintechnik-Praktikum in einem ländlichen Krankenhaus zu absolvieren.

Im Anschluss begann er an der ETH Zürich ein Bachelor-Studium in Elektrotechnik und Informationstechnologie. Durch Zufall wurde 2011/12 eine Firma auf eine von ihm und seinem ETH-Kollegen gebauten Smart-Home-Lösung aufmerksam und wollten diese für den Massenmarkt produzieren. «Dies war die Geburtsstunde der ersten Firma, die ich während des Studiums gegründet habe. Im Rahmen dieser ersten Firma entstanden schnell noch zwei weitere Produkte für den Heimautomationsmarkt, so dass ich mich 2014 entschloss, ein zweites Unternehmen unter dem Namen Smart Home Technology zu gründen», sagt er.

Zero Standby Power

Parallel dazu machte er an der ETH Zürich ein Master-Studium in Elektrotechnik und Informationstechnologie mit den Schwerpunkten Leistungselektronik und Hochspannungstechnik und arbeitete ein Jahr in Santiago de Chile im Engineering von Internet-of-Things-Systemen. «Meine Masterarbeit entstand in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut und umfasste Konzeption und Bau eines möglichst energieeffizienten Internet-of-Things-Gerätes zur elektrischen Leistungsmessung», sagt Adamczyk. Diese Entwicklung bildet den Ausgangspunkt zu der Technologie «Zero Standby Power», die Smart Home Technology 2015 zu einem ETH-Spin-off machte.

Die Technologie biete zwar ungeheure Chancen, jedoch sollte der Mehrwert nicht durch den zusätzlichen elektrischen Energieaufwand wieder zunichte gemacht werden. Er erklärt: «Ein typischer Smart Home-Aktuator verbraucht heute im Schlafzustand 1-3 W / Gerät. Das sind jährliche Stromkosten von 2-6 CHF / Gerät. Wenn man eine Vision von vernetzten Systemen hat, die auf vielen Dutzend bis hundert Geräten pro Person basiert, so lässt sich diese mit aktuellen Lösungen nicht realisieren.» Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sicherheit solcher  IoT-Systeme. Gängige Lösungen auf dem Markt ignorieren diesen Aspekt fast vollständig. Mangels durchdachter Sicherheitskonzepte ist ein Eindringen in IoT-Systeme heute ohne grossen Aufwand möglich, obwohl diese zum Teil in sehr sensiblen Bereichen eingesetzt werden. Dies möchte Smart Home Technoloy ändern.

Wie sieht die Konkurrenz-Situation aus? Schliesslich wird der Markt des Internet-of-Things von unzähligen Firmen bearbeitet. Darauf hat Adamczyk eine klare Antwort: «Auf den ersten Blick scheint die Konkurrenz gross zu sein. Doch dort, wo wir konkret tätig sind, muss man lange nach Lösungen suchen.» Man sehe aktuell, dass sehr viele mittlere und grössere Firmen eine IoT-Lösung betreiben wollen, jedoch alle dasselbe zentrale Problem haben. «Sie wissen nicht, wie sie möglichst effizient ein skalierbares und sichereres System aufbauen können. Dabei helfen wir», sagt er.

Dank BKW im Rampenlicht

Letztes Jahr nahm Adamczyk am «Level-up» teil, welches eine Startup-Initiative des Berner Grosskonzerns <link http: www.bkw.ch _blank>BKW in Zusammenarbeit mit <link http: venturelab.ch _blank>venturelab war. Die Teilnahme hat dem Startup einige Türen öffnen können. Er erläutert: « Wir werden seit ein paar Monaten vom Bundesamt für Energie gefördert. Bei ihrer Recherche zu unserem Spin-off und unseren Tätigkeiten stiess das BFE auf den <link https: www.startwerk.ch bkw-grosskonzern-foerdert-startups-im-familiaeren-rahmen _blank>Startwerk-Artikel und das Video unseres Pitches, die nach dem BKW-Event veröffentlicht wurden. Daraus haben sich weitere Fördermöglichkeiten ergeben, die wir gerne wahrnehmen möchten.»

Auf <link https: player.vimeo.com video _blank external-link-new-window external link in new>dieses Video wurde das BFE auf Smart Home Technology aufmerksam.

Seither ist einiges passiert. Das Startup hat zwar eine etwas untypische Entwicklung hinter sich, denn es wurde mit bereits bestehenden Aufträgen gegründet. Aber erst seit diesem Jahr ist Smart Home Technology in der Startup-Szene wirklich aktiv. «In diesem Jahr konnten wir bereits ein paar Preise gewinnen und haben uns mit unserem Team in ein Technologie-Startup entwickelt, das seinen Geschäftskunden Schlüsseltechnologien für höchst effiziente und skalierbare IoT-Lösungen bietet», sagt Adamczyk. So konnte man inzwischen strategische Partnerschaften mit europäischen Massenfertigern eingehen und zählt verschiedene Schweizer Grossunternehmen zu seinen Kunden. Auch im Team sind wir inzwischen breiter aufgestellt, so dass neben dem Engineering auch Business und Sales stärker vertreten sind.

Marktleader ist das Ziel

Kürzlich wurde Adamczyk als einer der Gewinner von venture leaders China Programm ernannt. Er nimmt am Business Development Programm von venturelab teil und wird diesen Herbst mit den neun weiteren Startups nach China reisen. Zwar liege der aktuelle Geschäftskunden-Fokus aufgrund der Kontakte und Partnerschaften in den deutschsprachigen Ländern. Doch habe man bereits Partner in China, aber noch keine strategischen. Er sagt: «Unsere Lösungen finden vor allem in gut skalierten Märkten ihren Mehrwert. Hier ist China ideal. Wir suchen neue OEM-Partner und Partner im Premium-Haushaltsgeräte-Markt.» Auch die USA-Edition reizt ihn. Den Staaten eile der Ruf voraus, junge Unternehmerinnen und Unternehmer mit deutlich grösseren Finanzmitteln zu fördern, als dies in Europa aktuell der Fall sei. Zudem sei das Land von seiner Grösse vergleichbar mit der ganzen Europäischen Union und somit ein fantastischer Markt. «Wir werden daher sicher sämtliche Chancen nutzen, die sich für uns ergeben sollten.»

Zunächst freue sich Adamczyk auf die Reise nach China. Des Weiteren möchte man in den Bereichen Sales und Engineering stark wachsen. Das Ziel sei es, möglichst bald zu dem weltweit führenden Anbieter für Zero-Standby-Power-Technologie zu werden.