Fünf aktuelle Bundessieger von Jugend forscht vertreten Deutschland ab morgen beim 31. European Union Contest for Young Scientists (EUCYS) in Sofia. Am Gipfeltreffen der besten Nachwuchswissenschaftler Europas, das im Kongresszentrum Inter Expo Center stattfindet, nehmen 155 Jungforscherinnen und Jungforscher aus 39 Ländern teil. Die jungen Talente zwischen 14 und 20 Jahren präsentieren in zehn Wettbewerbskategorien insgesamt 100 Forschungsprojekte, die von einer internationalen Expertenjury bewertet werden.

Die deutschen Teilnehmer qualifizierten sich im Mai 2019 beim Jugend forscht Bundesfinale für den diesjährigen EU-Wettbewerb: Paul Kunisch (17) und Thomas Derra (17) aus Aschaffenburg stellen in Sofia ihr innovatives Umwelttechnikprojekt vor. Die beiden suchten nach einem neuen Konzept zur Bekämpfung einer Ölpest, denn herkömmliche Bindemittel können Rohöl zwar an ihrer Oberfläche aufnehmen, doch sind sie teuer und in ihrer Wirkung begrenzt. Als Alternative entwickelten die Jungforscher einen kostengünstigen Absorber, der eine höhere Saugkraft hat. Sie imprägnierten Zellstoff, Baumwolle, Sägespäne und Vliese mit einem Leimungsmittel aus der Papierindustrie. Chromatografische Messungen zeigten, dass ihr Absorber nicht nur Rohöl, sondern auch Kohlenwasserstoffe aus tieferen Wasserschichten entfernen kann. Beim 54. Bundeswettbewerb gewannen sie den Bundessieg im Fachgebiet Chemie.

Bisweilen müssen Mediziner den Schädel eines Patienten genau vermessen, etwa für chirurgische Eingriffe am Kiefer. Zu diesem Zweck fertigen sie Röntgenbilder des Kopfes an. Früher wurden diese Aufnahmen zumeist manuell ausgewertet. Mittlerweile erfolgt dieser Arbeitsschritt immer häufiger automatisiert per Computer. Um die Analyse der Röntgenbilder weiter zu vereinfachen, entwickelte Constantin Tilman Schott (16) aus Holzminden eine innovative Software, die einen wichtigen Bezugspunkt auf der Schädelbasis – die Sella turcica – mittels künstlicher Intelligenz (KI) identifiziert. Sein Programm nutzt dafür selbstlernende Algorithmen. Versorgt man es mit ausreichend vielen Daten, kann es den Sella-Punkt mit großer Treffsicherheit berechnen, im Durchschnitt bis auf einen halben Millimeter genau. Für sein innovatives Projekt wurde der Jungforscher beim Bundesfinale 2019 mit dem Bundessieg im Fachgebiet Mathematik/Informatik ausgezeichnet.

In der bulgarischen Hauptstadt an den Start gehen auch die diesjährigen Technik-Bundessieger Felix Sewing (18) und Alex Korocencev (18) aus Waldshut. Die beiden ließen sich bei ihrem Forschungsprojekt von dem Science-Fiction-Klassiker „Zurück in die Zukunft II“ inspirieren. Dort flitzt Schauspieler Michael J. Fox auf einem Skateboard durch die Straßen, das keine Rollen besitzt, sondern wie ein Hovercraft über dem Boden schwebt. Genau an dieser technologischen Vision tüftelten die Jungforscher. Ihr Gefährt basiert auf vier rotierenden Scheiben, die auf einer darunterliegenden Metallplatte ein kräftiges, abstoßendes Magnetfeld erzeugen. Das schwebende Brett lässt sich gezielt lenken, indem die Rotorscheiben einzeln gekippt werden.

Den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern winken Preise im Gesamtwert von mehr als 50.000 Euro sowie Praktika und Forschungsreisen. Die Siegerehrung findet am Dienstag, dem 17. September 2019 im Konzertsaal Bulgaria in Sofia statt. Der European Union Contest for Young Scientists wird von der Europäischen Kommission veranstaltet. Ziel ist die Förderung des wissenschaftlichen Austausches und der Zusammenarbeit zwischen jungen Forscherinnen und Forschern.