Seine Teilnahme an „Jugend forscht“ verdankt Jürgen Geist dem Zufall. An dem Projekt, mit dem er schließlich Bayern-Sieger werden sollte, arbeitete er schon länger bei einem Nebenjob im Wasserwirtschaftsamt. Bei der Heimreise aus Freising, wo er zu dem Zeitpunkt studierte, traf er am Bahnhof eine Kommilitonin. „Wir kannten uns nur vom Sehen“, erzählt Jürgen Geist, aber bei der Bahnfahrt kamen sie ins Gespräch. Er erzählte von seinem Projekt und sie meinte, er solle doch an „Jugend forscht“ teilnehmen. Der spätere „Jugend forscht“-Preisträger hatte bis dato noch keinen Bezug zu dem Wettbewerb, deshalb gab ihm seine Bekannte die Nummer des Lehrers, der an ihrer Schule Ansprechpartner für „Jugend forscht“ war. So kam es, dass der Oberfranke in Freising am Regionalwettbewerb teilnahm, mit einem in Hof angesiedelten Projekt und einem Betreuungslehrer aus Neumarkt.

Bei seinem prämierten Forschungsprojekt untersuchte Jürgen Geist die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel. Diese kann zwar bis zu 120 Jahre alt werden, doch die meisten sterben recht jung. Die Ursache dafür liegt an der Sedimentstruktur, wie der ehemalige Jungforscher an Beispielgewässern im Landkreis Hof nachwies. Dafür entwickelte er eigens ein kostengünstiges und gewässerschonendes Verfahren, das er auch patentieren ließ. Nicht nur das Interesse an Muscheln, sondern besonders an Fischen begleitet Jürgen Geist schon seit seiner Kindheit. „Interesse an Gewässern war bei mir schon immer da“, sagt er. Seit seinem zehnten Geburtstag ist der begeisterte Angler Mitglied beim Fischereiverein „Obere Saale Hof e.V.“ und meint dazu: „Ich bin glücklich, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Die Kombination aus Forschung und Lehre ist optimal für mich.“ Damit meint er seine Professur für Aquatische Systembiologie an der Technischen Universität München (TUM). Bereits mit 31 Jahren war der Biologe aus Hof Juniorprofessor bevor er 2010 kurz nach seiner Habilitation dem Ruf der TUM an den neu geschaffenen Lehrstuhl folgte.

Die Erfahrung „Jugend forscht“ hat ihn bestärkt, die wissenschaftliche Laufbahn zu verfolgen, sagt der Professor:„Ich wollte schon vorher in die wissenschaftliche Richtung gehen. Aber dieses Erlebnis war für mich sehr bestärkend. Leider konnte ich nur einmal teilnehmen, danach war ich schon zu alt.“ Trotzdem hat Jürgen Geist viele Kontakte im Alumni-Netzwerk knüpfen können: „Die Bekanntschaften, die sich aus ‚Jugend forscht‘ ergeben haben, sind wichtig für mich. Ich habe immer noch Kontakt mit anderen Teilnehmern.“ Auch von den regelmäßig angebotenen Veranstaltungen für die ehemalige „Jugend forscht“-Teilnehmer schwärmt er: „Da gibt es immer wieder hochkarätige Redner, die einen Mehrwert auch über die Forschung hinaus bieten. Und von den Workshops habe ich sogar Impulse für meine eigene Lehre bekommen.“ Er verwendet zum Beispiel ein Rollenspiel, das er dort kennengelernt hat, als Eisbrecher bei seinen internationalen Vorlesungen.

Nicht nur auf diese Weise steht Jürgen Geist immer noch mit „Jugend forscht“ in Kontakt. Seit vielen Jahren ist er auch engagierter Juror im Fachbereich Biologie. Dadurch hat er einen guten Überblick über die aktuellen Projekte und Teilnehmer. Er findet, „dass es zwischen meiner Teilnahme Ende der 90er und heute nur in kleinen Aspekten Unterschiede gibt. Heute gibt es eine hochkarätigere Infrastruktur, aber der Kerngedanke – eine gute Idee haben und sie geschickt umsetzen – der ist gleich geblieben.“ Den künftigen Teilnehmern am Wettbewerb möchte der heutige Juror und erfahrene Forscher einen Rat mit auf den Weg geben: „Geht unverbissen an den Wettbewerb heran. Die Gefahr der Enttäuschung ist groß, aber man sollte das Erlebnis 'Jugend forscht' als solches wahrnehmen und als Chance ansehen.“